Erste Schritte mit dem Microcontroller ESP8266/NodeMCU

https://oer-informatik.de/helloworld_nodemcu

tl/dr; (ca. 12 min Lesezeit): Keine neue Programmiersprache ohne ein “Hello World”, kein Microcontroller-Projekt ohne LED-Blinken. Hier geht es nur um die ersten Schritte mit dem NodeMCU-Board: Einrichtung und zwei kleine Beispielprogramme zur Nutzung der internen LED und Taster.

Treiber für das NodeMCU-Board installieren

Damit der Microcontroller auf dem NodeMCU erkannt wird, muss zunächst ein Treiber in der Arduino-IDE nachinstalliert werden (oder geprüft werden, ob die Einstellungen bereits vorhanden sind).

Unter Datei/Einstellungen (bzw. File/Preferences) gibt es unten den Punkt “Additional boards manager URLs”, in dem (ggf. neben weiteren) auch die folgende URL eingetragen werden muss:

http://arduino.esp8266.com/stable/package_esp8266com_index.json
In den Settings muss die URL des ESP8266 eingetragen werden
In den Settings muss die URL des ESP8266 eingetragen werden

Nach dem Klick auf “ok” wird die verlinkte JSON-Datei geladen. Kann im Boardmanager der entsprechende Treiber geladen werden. Boardsmanager öffnen (Tools/Board/BoardsManager):

Boards Manager öffnen (Ctrl-Shift-8)
Boards Manager öffnen (Ctrl-Shift-8)

Im Boards-Manager nach “ESP8266” suchen und die Boards installieren:

Boards Manager öffnen (Ctrl-Shift-8)
Boards Manager öffnen (Ctrl-Shift-8)

Port und Board

Der häufigste Fehler bei der Programmierung in der Arduino-IDE ist die Auswahl eines falschen Boards / Ports. Immer, wenn Fehler beim Übertragen eines Programms auftauchen, sollte überprüft werden, ob die folgenden Einstellungen stimmen.

An welchem Port hängt mein NodeMCU?

Unter Windows-Systemen wird dem NodeMCU ein COM-Port zugewiesen. Die zugewiesene Nummer weicht dabei ab, wenn unterschiedliche weitere Geräte angemeldet sind. An welchem COM-Port an NodeMCU hängt, lässt sich nach Anschluss der Boards per USB z.B. mit Hilfe der PowerShell und des folgenden Befehls ermitteln:

Class Name                                          Description                            PNPDeviceID
----- ----                                          -----------                            -----------
Ports Silicon Labs CP210x USB to UART Bridge (COM4) Silicon Labs CP210x USB to UART Bridge U

In meinem Fall wurde dem Board COM4 zugewiesen. Sollte dem ESP kein Port zugewiesen werden (Port ist dann oft ausgegraut), dann ist möglicherweise der USB-Treiber für den verwendeten Chip nicht installiert (USB-zu UART-Bridge). Die Software ist schnell nachinstalliert - mit etwas Mut, denn die Herstellerseiten sind mitunter komplett chinesisch:

In der IDE wird der entsprechende Port über Tools/Port eingetragen:

Auswahl des COM-Ports, der dem NodeMCU zugewiesen wurde über Tools/Port
Auswahl des COM-Ports, der dem NodeMCU zugewiesen wurde über Tools/Port

Das zugehörige (und eben installierte) Board wird ebenso unter Tools eingetragen. Unter Tools/Board/esp8266 öffnet sich eine lange Liste:

Das Board unter Tools/Board/esp8266 wählen
Das Board unter Tools/Board/esp8266 wählen

Aus dieser Liste sollte der neuste NodeMCU-Treiber gewählt werden:

Aus der Liste “NodeMCU 1.0” auswählen
Aus der Liste “NodeMCU 1.0” auswählen

Damit ist alles Startbereit für den ersten Sketch!

Microcontroller “Hello World” - Blinken!!!

Für ein erstes “Hello World” nutzen wir die intern verbauten LED und Taster des nodeMCU: Eine LED auf dem Microcontrollerboard, die mit dem Ausgang D4 verschaltet ist, eine LED auf dem nodeMCU-Board, die mit dem Ausgang D0 verschaltet ist und ein Taster (“FLASH”), der am Eingang D3 angeschlossen ist:

Die Lage der internen LED und Taster auf dem nodeMCU.-Board
Die Lage der internen LED und Taster auf dem nodeMCU.-Board

Wir nutzen die Arduino-IDE, um diese internen LED und Taster anzusteuern. Ein Arduino-Sketch besteht im wesentlichen aus fünf Komponenten, von denen drei durch uns konfigurierbar sind:

  • Nach dem Start wird eine Funktion init() aufgerufen, die alle nötigen Bibliotheken lädt und konfiguriert. Diese Methode wird uns nicht angezeigt und ist nicht konfigurierbar.

  • Danach kommt ein Bereich, in dem wir eigene Variablen erzeugen können, die wir in unserem Sketch benötigen. Das werden wir später nutzen.

  • Darauf folgt eine setup-Methode, in der wir alle Konfigurationen vornehmen können, die für unser Programm erforderlich sind. Die setup()-Methode wird genau einmal aufgerufen.

  • Nach der setup()-Methode folgt eine Dauerschleife. Die Schleife selbst sehen wir nicht, wir wissen nur, dass in ihr eine weitere Methode aufgerufen wird:

  • Die loop()-Methode befindet sich in der Dauerschleife. In der loop()-Methode befindet sich die eigentliche Programmlogik - entweder direkt, oder in Form von Funktionsaufrufen.

Grafisch lässt sich das ganze als Programm-Ablaufplan (PAP) darstellen:1

PAP: auf init und setup folgt die Schleife, in der loop immer wieder aufgerufen wird
PAP: auf init und setup folgt die Schleife, in der loop immer wieder aufgerufen wird

LED am Prozessorchip ESP-12

Eine interne LED ist am ESP-12 über 470 Ohm mit dem GPIO D4 verbunden. Wir können sie mit ein paar Zeilen Code ein- und ausschalten.

Lage der internen ESP-12-LED
Lage der internen ESP-12-LED

Das Programm besteht aus wenigen Zeilen Code:

In der setup()-Methode werden alle Operationen aufgerufen, die genau ein einziges Mal beim Starten ausgeführt werden müssen. Hier wird konfiguriert, dass es sich bei dem an D4 angeschlossenen Gerät um ein Ausgabedevice handelt:

In einer zweiten Methode, die in Arduino-Sketches immer vorkommt, werden alle Operationen aufgerufen, die in einer Dauerschleife laufen sollen. Hier wird an den Ausgabepin D4 abwechselnd ein HIGH- (3,3V) und ein LOW-(0V) Potenzial angelegt. Die LED sollte also blinken.

Das Potezial wird lange auf HIGH und kurz auf LOW gelegt - wir erwarten also ein langes leuchten und eine kurze Pause. Wie blinkt die LED aber wirlich?

Es ist genau umgekehrt: lange Pause, kurzes Leuchten! Um das Verhalten zu verstehen müssen wir uns die interne Schaltung ansehen:

Schaltplan der LED des ESP8266-Chips
Schaltplan der LED des ESP8266-Chips

Sobald an D4 ein LOW-Signal anliegt ergibt sich eine Spannungs-Potenzialdifferenz (3,3V - 0V), die zu einem Stromfluss durch die LED führt. Liegt an D4 ein HIGH-Potenzial an, so ergibt sich keine Potenzialdifferenz (beide Seiten auf 3,3V) und die LED leuchtet nicht. Die LED verhält sich also gerade umgekehrt, als man es erwarten würde: sie ist bei einem anliegenden LOW-Potenzial aktiv, man nennt dies auch low-active.

LED am nodeMCU-Board (nahe des Micro-USB-Ports)

Es gibt eine zweite LED am nodeMCU-Board, zwischen dem “RST”-Taster und den gelben Bauelementen:

Lage der internen NodeMCU-LED
Lage der internen NodeMCU-LED

Diese LED ist genauso an D0 verschaltet wie die vorige LED an D4:

Die interne LED des nodeMCU-Boards ist über 470 Ohm an D0 verschaltet
Die interne LED des nodeMCU-Boards ist über 470 Ohm an D0 verschaltet

Wir können daher alle Überlegungen von oben übernehmen, auch das Programm sieht genauso aus, wir müssen lediglich D4 durch D0 ersetzen:

Taster am nodeMCU-Board

Der FLASH-Taster, der neben dem Micro-USB-Port sitzt, lässt sich ebenfalls direkt für Programme nutzen. Er darf nur beim Booten des ESP-Boards nicht betätigt sein, danach kann er frei genutzt werden:

Schaltplan der LED des ESP8266-Chips
Schaltplan der LED des ESP8266-Chips

Intern ist er mit dem D3-Eingang verschaltet und verfügt über einen Pull-Up-Widerstand. Das heißt: wenn der Taster nicht betätigt ist, liegt ein HIGH-Signal an D3 an.

Die interne LED des nodeMCU-Boards ist über 470 Ohm an D0 verschaltet
Die interne LED des nodeMCU-Boards ist über 470 Ohm an D0 verschaltet

Bei Betätigung liegt an D3 eine sehr niedrige Spannung an, die als LOW-Signal interpretiert wird. Es sind nicht exakt 0 V, da zwischen D3 und GND noch ein 470\ \Omega Widerstand liegt. Die Potenzialdifferenz zwischen GND (0V) und 3V3 (3,3V) teilt sich im Verhältnis der Widerstände auf, an D3 liegen also 0,11V an:

U_{D3} = 3,3 V \cdot \frac{430 \Omega}{12.000 \Omega + 430 \Omega} = 0,11 V

Gemäß Datenblatt erkennt der ESP8266 Eingangssignale zwischen -0,3V und 0,8 V gesichert als LOW, wir sind somit also auf der sicheren Seite. Der Arduino-Sketch ist folgendermaßen aufgebaut:

  • In der setup()-Methode wird der Pin D3 als Eingang festgelegt: pinMode(D3, INPUT);. Die LED an Pin D4 wird wieder als Ausgang genutzt.

  • In der Dauerschleife (loop()) wird ausgelesen, ob das anliegende Potenzial an D3 ein LOW-Pegel ist: if (digitalRead(D3)==LOW){...}.

  • Bei anliegendem LOW-Pegel wird die LED an D4 aktiviert (wie im obigen Beispiel).

  • Für alle anderen Fälle (also bei anliegendem HIGH-Pegel) wird im else{...}-Block die LED deaktiviert.

Im Ganzen sieht das so aus:

Wo befinden sich die versteckten Programmbestandteile?

Für alle, die es genau wissen wollen (alle anderen können diesen Absatz getrost überspringen):

Eingangs wurde erwähnt, dass es über die beiden oben genannten Funktionen setup() und loop() hinaus noch weiteren Programmcode gibt, den die Arduino-IDE aber vor uns versteckt. Gibt es eine Möglichkeit danach zu forschen? Gibt es beispielsweise eine main()-Methode, wie sie die Java und C/C++ Programmierer kennen?

Ja, die gibt es, man kann sie tief im Arduino-Ordner aufspüren, bei den 1.8.x-Versionen der Arduino-IDE in Windows liegt sie beispielsweise hier:

In dieser main.cpp-Datei befindet sich die main()-Methode des C++-Programms. Und darin befinden sich die eingangs erwähnten Methodenaufrufe (siehe Programmablaufplan oben) init(), setup() und loop(), sowie die Dauerschleife (hier über for (;;) {…}` umgesetzt):

Für den ESP ist dieser Aufruf nicht ganz so einfach aufzuspüren - und das umgebende Programm etwas aufwändiger. Der Grundaufbau ist aber identisch: setup() wird einmal aufgerufen, loop() immer wieder.

Wie geht es weiter?

Weiter geht es im zweiten Teil, in dem digitale Ausgänge genutzt und externe LED angesteuert werden.

Weitere Literatur und Quellen

Quellen und offene Ressourcen (OER)

Die Ursprungstexte (als Markdown), Grafiken und zugrunde liegende Diagrammquelltexte finden sich (soweit möglich in weiterbearbeitbarer Form) in folgendem git-Repository:

https://gitlab.com/oer-informatik/mcu/arduino-esp.

Sofern nicht explizit anderweitig angegeben sind sie zur Nutzung als Open Education Resource (OER) unter Namensnennung (H. Stein, oer-informatik.de) freigegeben gemäß der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (CC BY 4.0).

Creative Commons Lizenzvertrag


  1. Grafik wurde erstellt mit dem PAP-Designer von Friedrich Folkmann: http://friedrich-folkmann.de/papdesigner/Hauptseite.html

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